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“Ich bin Friedrich Merz – mit e”

ABQnews| Deutschland / Berlin | Im politischen Berlin wird der Status von Politikern auch an der Fülle in der Bundespressekonferenz gemessen: Friedrich Merz kann also zufrieden sein, als er Punkt 14.30 Uhr den Saal in Berlin betritt.

Denn dieser ist dicht bepackt mit Journalisten, Kameraleuten und Fotografen. “Kanzlerformat” raunen die Organisatoren. Solche Auftritte bekommt ansonsten nur Angela Merkel, wenn sie zu ihrer Sommerpressekonferenz vorbeikommt. Der Überraschungskandidat im Rennen um Merkels Nachfolge im CDU-Vorsitz kann allein mit diesem Auftritt klar machen, wie ernst ihn zumindest die Medien im Machtkampf mit Gesundheitsminister Jens Spahn und Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer nehmen. Sehr viele wollen den 62-Jährigen sehen, dem unterstellt wird, nicht nur CDU-Chef, sondern auch Kanzler werden zu wollen. Schließlich hatte doch Merkel selbst gesagt, dass mit dem Amt immer genau dieser Anspruch verbunden sein müsse.

“Mein Name ist Friedrich Merz – mit e”, beginnt der frühere CDU/CSU-Fraktionschef ganz spielerisch und verweist auf einen Tippfehler in der Einladung. Damit hat er gleich den Ton gesetzt. Denn nun folgt bei dem nur 20-minütigen Auftritt eine Mischung aus demonstrativer Bescheidenheit, politischer Entschiedenheit und Machtanspruch. Der Blackrock-Manager dankt der Kanzlerin für ihre Arbeit und schafft es, sofort auch den fast völligen Umbruch mit ihrer Politik zu fordern. “Die CDU braucht jetzt Aufbruch und Erneuerung”, sagt er, wirbt um Junge und Frauen – bleibt aber bewusst im Vagen, was sich eigentlich genau ändern muss. Nur eines ist klar: Er sucht eine klare Sprache.

Die zweite Mission von Merz wird auch schnell deutlich. Denn er versucht die ersten Problemfelder seiner Kandidatur zu umschiffen, die auf dem konservativen Flügel der Union zwar Begeisterung auslöst, ansonsten wegen seiner bisherigen Tätigkeit für den weltgrößten Vermögensverwalter Blackrock aber auch für einige hochgezogene Augenbrauen sorgt. Dies sei überhaupt kein Problem, schließlich sei Blackrock keine Heuschrecke, sondern Treuhänder für Vermögen, sagt Merz. Der Aus- und Wiedereinstieg in die Politik sei doch in Wahrheit ein Plus und viel zu selten in Deutschland. Mit dem Vertrauensverlust der Volksparteien in den letzten Jahren will er auf jeden Fall nichts zu tun haben. Er habe sich Politik lange “von außen” betrachtet, betont Merz ganz bewusst und präsentiert sich lieber als Lösung.

Und nein, die Differenzen mit seiner früheren Kontrahentin Merkel seien gar kein entscheidendes Problem. “Ich bin bereit, mich auf dieses Wagnis einzulassen”, sagt er zur Ämtertrennung. Er wolle zwar einen Aufbruch, aber keinen “Umsturz”, versucht er das Merkel-Lager in der CDU zu beruhigen, das eher auf die Saarländerin Kramp-Karrenbauer setzt. Aber auf ein Nebeneinander eines Parteichefs Merz mit einer Kanzlerin Merkel bis 2021 will er sich dann doch nicht festlegen lassen. Beide würden miteinander auskommen, sagt der Sauerländer und erntet Lacher, als er mit unschuldigem Gesicht den Satz hinterher schiebt: “und zwar so, wie wir beide es dann gemeinsam beurteilen.” Das lässt alles offen.

Dann folgen ein paar kritische Sätze zur zögerlichen Europapolitik der Bundesregierung sowie die Abwehr des Versuchs, ihm den “politischen Kampfbegriff neoliberal” anhängen zu wollen. Und schließlich verweist Merz darauf, dass er mit Spahn und Kramp-Karrenbauer ja auch schon über das Verfahren des Konkurrenzkampfs gesprochen habe. Damit erweckt der Seiteneinsteiger sofort den Eindruck, dass er die Fäden in der Hand hält. Dann ist nach fünf Fragen schon wieder Schluss – aber das reicht Merz, um aller Welt zu zeigen, dass er wieder da ist.

Quelle:Reuters.

“Ich bin Friedrich Merz – mit e”

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