Fieberhafte Fahndung nach den Drahtziehern der Anschläge in Sri Lanka
ABQnews| Sri Lanka / Colombo | Nach den verheerenden Anschlägen auf christliche Kirchen und Hotels in Sri Lanka fahndet die Polizei fieberhaft nach den Drahtziehern. Die Ermittler nahmen bis Montag 24 Verdächtige fest und untersuchten, ob die Täter Verbindungen zum Ausland hatten. Die Regierung will zudem untersuchen, warum Warnungen vor islamistischen Anschlägen folgenlos blieben. Bei Explosionen an acht verschiedenen Orten waren am Ostersonntag mindestens 290 Menschen getötet worden, darunter 37 Ausländer. Über 500 wurden verletzt.
Die Anschläge wurden binnen kurzer Zeit auf drei bei Touristen beliebte Fünf-Sterne-Hotels in der Hauptstadt Colombo sowie auf drei christliche Kirchen in Colombo, dem nahegelegenenen Küstenort Negombo und der Ostküstenstadt Batticaloa verübt. Zu dem Zeitpunkt waren die Kirchen vollbesetzt mit Gläubigen, die die Ostermesse feierten.
Zwei weitere Explosionen ereigneten sich am Nachmittag, als Polizisten in Vororten Colombos nach möglichen Verdächtigen suchten. Dabei wurden mindestens drei Polizisten getötet. Am Abend dann entschärften Sicherheitskräfte nahe des Hauptstadt-Flughafens eine Rohrbombe.

Bei den Anschlägen wurden auch Dutzende ausländische Touristen getötet. Unter den Opfern waren nach Angaben von Regierung, Krankenhausvertretern und diplomatischen Vertretern US-Bürger, Inder, Briten, Türken, Chinesen, ein Portugiese sowie ein Niederländer. Ob auch Deutsche unter den Toten seien, versuche die Botschaft in Sri Lanka “mit Hochdruck” aufzuklären, erklärte Außenminister Heiko Maas (SPD).
Die sechs Anschläge wurden alle von Selbstmord-Attentätern verübt. Zu ihnen bekannte sich zunächst niemand. Nach Angaben eines ranghohen Polizeivertreters waren die ersten 13 Festgenommenen mutmaßlich Mitglieder einer “extremistischen Gruppe”. Nähere Angaben zu den Verdächtigen machten die Behörden nicht.
In einem Schreiben an führende Sicherheitsvertreter hatte Sri Lankas Polizeichef Pujuth Jayasundara zehn Tag zuvor vor Plänen der radikalislamischen Gruppe National Thowheeth Jama’ath (NTJ) gewarnt, Selbstmordanschläge auf Kirchen und die indische Botschaft zu verüben. Er berief sich dabei auf einen “ausländischen Geheimdienst”.

Warum trotz der Warnungen keine Sicherheitsvorkehrungen getroffen wurden, soll nach Angaben von Regierungschef Ranil Wickremesinghe nun untersucht werden. Die NTJ soll hinter der Beschädigung buddhistischer Statuen in Sri Lanka im vergangenen Jahr stehen. Von Angriffen ausländischer Islamisten blieb das Land bislang verschont.
Für viele Menschen in Sri Lanka brachten die Anschläge schmerzhafte Erinnerungen an den blutigen Bürgerkrieg zurück, der vor zehn Jahren zu Ende gegangen war. Während des 37-jährigen Konflikts mit tamilischen Rebellen kamen Zehntausende ums Leben. “Damals hatten wir stets Angst, in Züge oder in Busse zu steigen, weil jederzeit Paketbomben hochgehen konnten”, berichtete der Straßenkehrer Malathi Wickrama in Colombo.
Seit Jahren herrscht relative Ruhe zwischen den überwiegend hinduistischen Tamilen und der buddhistischen Mehrheit der Singhalesen. Den Katholiken, die sieben Prozent der 21 Millionen Einwohner ausmachen, wurde eine einigende Rolle zugeschrieben, da es Christen sowohl unter Tamilen wie auch Singhalesen gibt. Dagegen nahmen die Spannungen zwischen buddhistischen Singhalesen und Muslimen zu.

Nach den Anschlägen hatten die Behörden Mühe, die Lage in den Griff zu bekommen. Sie verhängten eine Ausgangssperre und ließen die Online-Netzwerke sperren, um die Verbreitung von Falschnachrichten und Gerüchten zu verhindern. Die Ausgangssperre wurde am Montag zunächst aufgehoben, galt dann aber wieder für die Nacht zum Dienstag.
Gleichzeitig rief die Regierung zwei Feiertage aus, Schulen und die Börse blieben geschlossen. Am Montag kam zudem der Sicherheitsrat unter Leitung von Präsident Maithripala Sirisena zusammen.
Angesichts der Sorge vor neuen ethnischen und religiösen Auseinandersetzungen rief Regierungschef Wickremesinghe die Menschen im Land auf, “unsere Einheit als Srilanker zu wahren”. Er versprach, “diese Bedrohung ein für alle Mal auszulöschen”.
Im Land und weltweit riefen die Bluttaten Entsetzen aus. Für besondere Bestürzung sorgte, dass die Attentäter ausgerechnet während der Ostergottesdienste zuschlugen. Colombos Erzbischof Malcolm Ranjith forderte die Behörden auf, die “Verantwortlichen hinter diesen Taten aufzuspüren und gnadenlos zu bestrafen”. “Nur Tiere können sich so verhalten”, sagte er.
“Höchststrafen” für die Verantwortlichen forderten auch führende muslimische Vertreter Sri Lankas. Papst Franziskus sprach von “brutaler Gewalt”, die “ausgerechnet am Ostersonntag Trauer und Schmerz gebracht” habe.
Quelle:AFP.
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